Mittwoch, 12. August 2009

Spanischer Wein

Es durchfuhr mich wie ein Blitz aus der Gehirnwolke:,… „Die hatte der liebe Gott geschickt!“ Doch wer solche Versuche kennt, weiss auch, das Stromschläge unter anderem zu unkontrollierten Muskelkontraktionen, Speichelfluss und Verbrennungen an der Eintrittstelle führen. Eintrittstelle waren in diesem Fall die Augen. Im ersten Moment schien sie mich zu übersehen. Sie gingen zu Tisch 10 und nahmen Platz. Ich nahm 2 Speisekarten und versuchte nicht auffällig zu wirken. Ich verschnaufte noch einmal und dachte daran was mein Chef mir gesagt hatte,“ Lass die Leute erst Platz nehmen und achte auf eine freundliche, zurückhaltende Begrüssung.“ Mit dem Kuli in der nervösen Hand, nahm ich also die Getränkebestellung auf. Die durchaus unwichtige Begleitperson wollte Cola und sie bestellte „Blintzell“, ein Wasser. Wobei ich kurz anmerken darf, eine excellente Wahl, Wasser aus den heiligen Quellen irgendwo in den spanischen Alpen. sprachen. Ich ging also hinter den Tresen und bereitete das Tablett vor. Ich überprüfte die polierten Glässer im hellen Licht. Nachdem ich eingeschenkt hatte, dachte ich unvermittelt daran wie schön es sein müsste, dieses Wasser zu sein , mit dem die junge Dame ihren Durst stillen würde.
Auf der Oberfläche spiegelte mein Gesicht. Ich nahm das Tablett und ging zum Tisch, stellte die Cola ab und wendete mich zu ihr, als mir ein zuckersüsses Wort “Dankeschön“ die Synapsen zu einem Kurzschluss verklebte.Dieser Vorgang löste wieder ein Blitz und durchspakte jede Faser meines Körpers, das Tablett kippte, das Glas fiel und zersprang in 100 Scherben. Das Glas war randvoll und das Wasser hatte sich grossflächig auf ihrer Garderobe verteilt. Während sich die Begleitperson noch zum Wutausbruch sammelte, war es einen kurzen Moment still, in dem sie mich eher erfrischt als verärgert ansah und sagte:
„Na, wenigsten war es nicht das klebrige Cola!“ Ohne viel zu denken nahm ich mein Kellnertuch und fing an ihr am Schoss und überall das Wasser wegzuputzen, bis ich schliesslich in der Heiratsantragsstellung vor ihr kniete. Wie ein begossener Pudel sah ich zu ihr hinauf, da platzte es aus der Begleitperson heraus: „Wo ist ihr Vorgesetzter?!“
Der Tag war gelaufen. Sie ist gegangen. Der Chef ist stinksauer und lässt mich noch das ganze Lokal putzen. Aber das macht mir nichts aus, den so habe ich genug zeit nachzudenken wie ich dieser sprichwörtlich bezaubernden Dame das Wasser reichen kann.


Writing by Ra11
Ralf Fiedler

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